Teppichboden verlegen ist eine Herausforderung. Doch mit etwas Planung, handwerklichem Geschick und den richtigen Techniken ist selbst ein Raum mit Säulen, Stützen oder Balken kein Problem. Hier unsere Anleitung und vielen Tipps, damit du dein Projekt erfolgreich abschließt.
1. Vorbereitung
Vorausgesetzt, dein Untergrund ist für die Verlegung vorbereitet (“Untergrund vorbereiten: alte Beläge entfernen, Abschleifen, Abstoßen, Absaugen, Grundieren, Angleichen und Nivellieren”), kann es los gehen:
Die Auswahl des richtigen Teppichbodens
Wähle möglichst einen qualitativ hochwertigen Teppichboden. Eine gute Qualität hat einen flexiblen Rücken und verhält sich beim Zuschnitt und Anpassen im Raum wesentlich geschmeidiger. Säulen und Balken kannst Du entsprechend leichter einpassen. Nähte fransen bei guten Qualitäten nicht aus. Ein guter Flor ist zudem langfristig besser zu reinigen. Nähte und Schnitte gelingen besser, das Material ist besser verarbeitet, robuster im Einsatz. Gute Schlingen ribbeln nicht so schnell.
Raum ausmessen
Miss deinen Raum aus, inklusive der Position und Größe der vorhandenen Säulen oder Balken. Skizziere den Raum auf Papier und markiere die Positionen dieser Hindernisse. Achte auf Türausschnitte und berücksichtige auch diese in deiner Skizze. Addiere zu deinen ermittelten Raummaßen mindestens 5cm in der Länge und der Breite hinzu. Diese Zugabe benötigst du für den Zuschnitt des Bodenbelags.
Teppichboden verlegen – die Checkliste für alles was du brauchst
Du erleichterst dir das Verlegen durch eine gute Vorbereitung. Nutze unsere Teppichboden Verlegen Checkliste:
Untergrundvorbereitung
- Staubsauger
- Grundierung für den Boden
- Einwegroller 25cm
- Malerverlängerung
- Eimer
- Teppichbodenschaber zum Entfernen von Farbflecken und sonstigen Rückständen
Teppichbodenverlegung
- Delphinmesser und dazu gute Hakenklingen (z.B. Mozart)
- Verlege Nadeln
- Kniespanner
- Schwellenlineal
- Tapeten- oder Stahllineal für Naht- oder Türanschnitte
- Hammer
- Zollstock
- Schraubendreher
- Bleistift
- Andrückwalze,
- Andrückrolle oder Andrückbrett
- Schaumstoffroller Storch und Malerstil für Haftfixierung oder Kleberspachtel für Bodenbelagskleber
Sockelleistenmontage
- Kappsäge bzw. Holzsäge
- Gehrungslade
- Kunststoffzange oder Stanze für die Anfertigung der Gehrungen bei Teppichbodensockelleisten,
- Cutter für den Zuschnitt von gekettelten Sockelleisten (bei der Bestellung des Teppichbodens nach Möglichkeit mitbestellen)
Türschienenmontage
- Bohrmaschine,
- Schraubendreher,
- Stahlschere,
- Eisensäge
Untergrund
- Untergrund verlegereif herstellen. (Eigener Artikel) Den zu belegende Untergrund zumindest absaugen und bei sandendem oder stark saugfähigem Untergrund, diesen mit einer Bodengrundierung ausgleichen.
Kleber oder Fixierung
- Bei loser Verlegung: doppelseitiges Verlegeband (möglichst wieder aufnehmbar)
- Bei fester Verlegung: Bodenbelagskleber
- Bei vollflächiger Fixierung: Bodenbelagsfixierung
Sockelleisten
- Raumumfang messen und damit den Bedarf an Sockelleisten ermitteln
- Alternativ Sockelleisten, Teppichbodensockelleisten oder Kettelleisten gleich mitbestellen
- Befestigungsmaterial für die Sockelleistenmontage:
- Stahlnägel,
- Montagekleber,
- Verlegeband TOPTAC/SIGA oder Heißkleber.
Türübergänge
- Sofern ein Abschluss vorliegt, den Teppichboden an die vorhandene Bodenschiene anpassen.
- Wenn eine Schiene notwendig ist, aber eine Fußbodenheizung im Boden verlegt wurde, nur selbstklebende Türschienen einsetzen.
- Bei Holzböden und anderen Untergründen normale Türschienen verwenden und mit Dübel und Schrauben befestigen.
- Türübergänge oder Übergänge zu losen verlegten Böden, wie Laminat, Vinyl und Fertigparkett mit zweiteiligen Türschienen realisieren.
2. Zuschnitt
Die gelieferte Teppichbodenrolle in den verlege bereiten Raum bringen. Den Boden komplett vom Kern abrollen und im Raum soweit dies geht, ausbreiten. Den Teppichboden dabei von den Ecken zur Mitte des Raums einschlagen. Das entstehende Paket kann leichter im Raum bewegt werden. Richte das Teppichbodenpaket an einer Seite des Raums aus. Jetzt kann der Boden grob zugeschnitten werden. Achte unbedingt vor dem groben Zuschnitt darauf, dass zu allen Seiten etwas Material für den genauen Zuschnitt bleibt. Der Boden soll etwas über die Ränder des Raums hinausragen.
Markiere ggf. Vorhandene Position von Säulen oder Balken auf dem Teppich durch eine Verlege Nadel. Trennen des Teppichbodens oder notwendige Nahtschnitte bei großen Räumen möglichst immer mit der Laufrichtung des Teppichbodens. Dann sind entstehende Nähte im Anschluss am wenigsten sichtbar. Quernähte zeichnen sich durch das Durchschneiden der Laufrichtung und in der Folge fehlendes Flormaterial stärker ab. Längere Schnitte immer mit Hilfe einer Schiene durchführen. Gerade Schnitte stören das Auge nicht so stark und sehen ordentlicher aus. Schnitte von markierten Säulen- oder Stützenpunkten zum Rand des Teppichbodens auf kürzesten Weg realisieren.
Zuschnitt von Säulen oder Balken im Raum
Der zu verlegende Teppichboden liegt durch den ersten Schnitt bereits an dem Balken oder der Säule an. Die weitere Anpassung erfolgt durch Schnitte von dem äußeren Rand in die Mitte des Balkens oder der Säule. Bei einem Balken sind dies gewöhnlich 4 Schnitte die Sternförmig aufeinander zulaufen. Bei runden Säulen oder vieleckigen Hindernissen sind mehr Schnitte ins Zentrum notwendig. Die entstehenden Dreiecke werden noch nicht abgeschnitten. Nach der Verklebung werden diese beim Feinschnitt durch das Delphinmesser sauber angepasst. Gehe dabei bitte umsichtig vor. Das Abschneiden der Dreiecke und der Feinschnitt der Ränder nach dem Auftrag von Kleber oder Haftfixierung, lässt Dir bis zuletzt etwas “Futter” für ggf. notwendige Korrekturen. Ein alter Verleger hat mir beigebracht “Ab ist Ab”. Also vorsichtig und mit Bedacht das Messer führen.
Der Teppichboden liegt nun spannungsfrei und ohne Beulen. Es ist nun alles bereit um mit Teppichboden verlegen, verkleben oder fixieren weiter zu machen.
3. Teppichboden verlegen
Der im Raum grob zugeschnittene Boden wird jetzt zur Hälfte hochgeklappt. Der Kleber oder die Haftfixierung wird auf den so freigelegten Boden aufgebracht.
Im ersten Schritt lege den Teppichboden aus den Ecken kommend in die Mitte zurück. Es entsteht wieder ein Paket. Achte darauf, dass nichts verschoben wird.
Die ausgeschnittenen Balken oder Säulen müssen zu allen Seiten frei liegen. Das ist wichtig, damit diese nicht im Weg stehen. Bei der zweiten Hälfte des Raumes brauchst Du den Platz, um den Teppichboden zurückschlagen und den Kleber oder die Haftfixierung einstreichen zu können.
- Beginne mit dem Einstreichen des Klebers in der Ecke des Raums, die am weitesten von der Eingangstür entfernt ist. Ansonsten kann es Dir passieren das Du Dir Deinen Rückweg durch den frisch eingestrichenen Kleber abschneidest.
- Du kannst auch doppelseitiges Teppichklebeband verwenden. Allerdings ist die vollflächige Verwendung von Teppichkleber oder Haftfixierung einer losen Verlegung immer vorzuziehen. Verlege Band gibt Dir keine Gewährleistung gegen das nachträgliche Verrutschen oder eine Beulenbildung des Teppichbodens z.B. unter einem Schreibtischstuhl.
- Arbeite mit deinen Messern bitte immer bedacht und vorsichtig. Blut, Schweiß und Tränen kennt zwar jeder Profiverleger – du solltest zumindest ersteres und das letztere vermeiden. Mit verbundenen Fingern jaulend um die Säulen tanzen oder Balken treten, überlasse das bitte anderen. Wenn Du bis hierhin gelesen hast, bin ich sicher das Dein Teppich glatt liegen wird und Du auch den nächsten Schritt erfolgreich schaffst.
4. Feinanpassung
Dein Teppichboden liegt grob zugeschnitten und fixiert durch Kleber oder andere Fixierung im Raum. Säulen, Balken und Wände warten auf den Feinschnitt. In diesem Schritt passt Du den Boden perfekt an. Schneide mit dem Hakenklingenmesser einfach durch die Ecken. Wechsel die Klinge aus, sobald Du nicht mehr mühelos durch das Material fahren kannst. Richte den Schnitt so aus das der Boden etwa 1-3 mm Abstand zur Wand einhält. Ein zu eng angepasster lose verlegter Bodenbelag wird beulen werfen, denn textile Bodenbeläge dehnen sich bei Wärme etwas aus.
Türen und Übergänge in andere Räume
Bei Metallkanten, wie z.B. Schlüterschienen zu benachbarten Fliesenflächen, lege Wert auf einen sehr genauen Schnitt. Du kannst ja prima entlang der Schiene schneiden. Diesen genauen Schnitt übe an einer Wandseite des Zimmers. Verletzungen vermeidest Du, indem Du vom Körper wegschneidest.
Sehr genau kannst Du schneiden, wenn Du das Messer locker führst. Achte darauf das die Klinge beim Schneiden gerade gehalten wird. Einfach beim Schneiden von oben auf das senkrechte Messer schauen. Kontrolliertes Schneiden ist einfacher als Du denkst.
Wenn Du den Teppichboden nur lose verlegen möchtest, verwende doppelseitiges Klebeband, um Nähte miteinander zu verbinden. Verwende das Band auch an der Türseite des Zimmers. Die anderen Seiten können lose bleiben. Das gibt dem Teppichboden Spiel sich auszulegen und bei wechselnden Temperaturen im Jahresverlauf, diese ohne Beulenbildung auszuliegen.
5. Finale Arbeitsgänge
Nach dem Kleberauftrag und dem erfolgten Feinschnitt, die verlegte Fläche nochmal komplett abrollen oder zumindest vollflächig andrücken.
Wenn Du keine Andrückwalze (30 – 50kg) oder Andrückrolle zur Verfügung hast, dann nutze behelfsmäßig ein abgerundetes ggf. mit Teppichboden bezogenes Brett oder ein altes schweres Buch. Schwere Literatur wie ein Brockhaus hilft kommentarlos und gerne.
Zur Not geht das Andrücken auch mit den Händen. Warum ist es wichtig den Bodenbelag gut am Boden anzudrücken? Die Kleberiefen werden erst durch das Andrücken aktiviert. Den Zeitpunkt bitte nicht verpassen. Mein erfahrener Verlege-Lehrmeister meinte nur: “Ist der Kleber verreckt, ist es zu spät.”
Viel Freude mit deinen Teppichboden-Projekten. Mit Geduld und den richtigen Werkzeugen gelingen dir alle Räume. Mit Säule oder ganz ohne Balken.
Viel Erfolg!